Liebe MaturantInnen, liebe SchülerInnen, liebe ProfessorInnen, liebe Ex-Kolleginnen und Kollegen, liebe LeserInnen!
Ich kann mich noch gut erinnern, wie es sich angefühlt hat, im letzten Jahr an der HLW:
Ein Jahr vollgeladen mit Emotionen, Plänen, Lernstress und mit der Vorfreude und auch Wehmut auf ein Ende der Schullaufbahn. Darum gilt in diesem speziellen Schuljahr mein besonderes Mitgefühl den Maturanten, denn nichts ist bedrückender als in seinen Plänen gebremst zu werden und machtlos abwarten zu müssen. Aber wie Laotse sagte: „Fürchte dich nicht, langsam zu gehen! Fürchte dich nur stehenzubleiben.“ Mit der HLW stehen euch alle Türen offen und die breitgefächerte Ausbildung wird im Wirtschaftsleben sehr geschätzt. Haltet fest an euren Plänen oder überdenkt sie noch einmal, aber auf jeden Fall gebt noch einmal euer Bestes, schließt die Schule gut ab und nutzt all die plötzlich gewonnene Zeit für Weiterbildungen.
Frisch verliebt und im Sommer immer fleißig gearbeitet, kam das Maturajahr auf mich damals doch ein wenig zu schnell zu. Und als ich dann mit Ende des Jahres 2005 begann mir Gedanken zu machen, was ich denn weiter machen will, musste ich feststellen, dass es für einige Aufnahmetests und Bewerbungen schon zu spät war. Daraufhin beschloss ich, mir ein Jahr Bedenkzeit einzuräumen. Nach dem tollen Aufenthalt in England während meines Pflichtpraktikums an der HLW fiel die Entscheidung nicht schwer eine Stelle als Au-Pair in der Nähe von London anzunehmen.
Neben dem Au-Pair Job konnte ich auch in der kleinen Firma meiner Gasteltern im Büro mitarbeiten und meine Kenntnisse in Italienisch und Französisch aufbessern. Das Interesse für andere Kulturen hat mich dann überzeugt das Studium „Internationale Wirtschaft und Management“ in Kufstein/Tirol zu beginnen. In diesem Bachelorstudium kam ich auch in den Genuss von einen Auslandsjahr, welches ich in Helsinki/Finnland verbracht habe. Es war eine wundervolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Auch die Praktika waren immer spannend und lehrreich und ich möchte jeden Schüler ans Herz legen, alle Chancen zu nutzen in verschiedene Unternehmen zu schnuppern und sich heranzutasten ob dieser Beruf einem auch in Zukunft Freude bereiten könnte.
Je mehr ich aber andere Kulturen kennengelernt habe, desto mehr habe ich meine eigene vermisst. Und auch die gemeinsame Liebe zu unserer Heimat hat meinen Lebenspartner und mich wieder zurück ins Gailtal geholt. Für einen guten Job musste ich, wie so viele Gailtaler, leider das Pendeln in Kauf nehmen. Noch während des Studiums habe ich bei der Firma Globo Lighting in St. Jakob im Rosental zu arbeiten begonnen und ich genoss die familiäre Atmosphäre bei dem internationalen Großunternehmen. Zu Beginn arbeitete ich im Vertriebsinnendienst für den französischen Markt und Übersee sowie Portugal. Nach 2 Jahren wechselte ich in den Einkauf und war dort als Assistentin für die Bestellungen in China verantwortlich sowie für die Direktgeschäfte einiger Importkunden.
Noch bevor ich die Lust am Autofahren verloren habe, haben wir im Sommer 2017 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und voller Stolz die Frühstückspension meiner Schwiegermutter übernommen. Hier blicke ich nun als CEO, F&B – und Marketing Managerin auch gerne zurück an die Ausbildung an der HLW und möchte mich stichwortartig bedanken:
-für die sprachlichen Ausbildungsmöglichkeiten mit wirtschaftlicher Ausrichtung (andere Schüler haben nicht einmal in Deutsch einen Lebenslauf geschrieben, wir in allen Sprachen) und für die Möglichkeit des Auslandspraktikums, mit Unterstützung der EU
-für die Motivation Neues zu lernen , z.B.: „Wofür brauchen wir das?“ „Damit ihr mal ausrechnen könnt, wie viele Ziegel euer Haus braucht ? ….“
-für die EDV Kenntnisse und die Möglichkeiten zur Zertifizierung. Ich habe es sehr gut einsetzen können und freue mich auch riesig ein bisschen was von HTML mitbekommen zu haben
-für die Übersicht in der Buchhaltung, auch wenn es zur Sicherheit doch noch den Steuerberater braucht
-für die guten Kochkenntnisse und die Möglichkeit die Prüfung auch in einer anderen Sprache zu absolvieren
-für die engagierten und empathischen Professoren, für die ein Test z.B. eine Party ist – weil man hier zeigen kann was man weiß, ….
-und für die wundervollen Freundschaften die ich aus der Schulzeit in mein Leben mitgenommen habe!
Ende 2018 bekam meine Position als Geschäftsführerin eines Familienunternehmens eine zweite Bedeutung, denn unser Juniorchef wurde geboren und hält nun alle gut beschäftigt auf Trab ?.
Meine neu gewonnene Zeit genieße ich in vollen Zügen mit meiner Familie und in der Natur unseres schönen Gailtals.
In der Hoffnung, diese Schönheiten bald auch wieder unseren Gästen zeigen zu können, verbleibe ich mit herzlichen Grüßen aus Tröpolach,
eure Alessandra